Langfristig wirksame Chancen und Risiken

Langfristige Nachfrageentwicklung

Wir gehen davon aus, dass die Chemieproduktion (ohne Pharma) in den kommenden fünf Jahren etwas stärker wachsen wird als das globale Bruttoinlandsprodukt und etwas schwächer als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Durch unser marktorientiertes und breites Portfolio, das wir in den kommenden Jahren durch Investitionen in neue Produktionskapazitäten, Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sowie Akquisitionen weiter stärken werden, streben wir ein über diesem Marktwachstum liegendes Absatzwachstum an. Sollte sich das globale Wirtschaftswachstum zum Beispiel infolge einer anhaltenden Schwächeperiode in den Schwellenländern, protektionistischer Tendenzen oder geopolitischer Krisen unerwartet stark abschwächen, könnten sich die erwarteten Wachstumsraten als zu ambitioniert herausstellen. Durch unseren hohen Diversifikationsgrad über verschiedene Abnehmerbranchen und -regionen rechnen wir aber auch dann mit einem Wachstum über dem Marktdurchschnitt.

Entwicklung der Wettbewerbs- und Kundenlandschaft

Wir rechnen damit, dass Wettbewerber vor allem aus Asien und dem Nahen Osten in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen werden. Weiterhin gehen wir davon aus, dass viele Produzenten in rohstoffreichen Ländern ihre Wertschöpfungsketten ausweiten werden. Diesem Risiko begegnen wir mit einem aktiven Portfoliomanagement. Wir ziehen uns aus Märkten zurück, in denen wir nur begrenzte Möglichkeiten sehen, uns auf Dauer von Wettbewerbern zu differenzieren.

Wir verbessern unsere Prozesse kontinuierlich, um durch unsere operative Exzellenz weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Dazu dient auch unser strategisches Exzellenzprogramm, das von 2019 bis 2021 umgesetzt wird. Das Programm wird Maßnahmen in den Bereichen Produktion, Logistik, Forschung und Entwicklung sowie für Digitalisierungs- und Automatisierungsaktivitäten und organisatorische Weiterentwicklung umfassen. Wir erwarten daraus ab 2021 einen ergebniswirksamen Beitrag von jährlich rund 2 Milliarden €.

Um dauerhaft profitabel zu wachsen, neue Marktsegmente und Kunden zu erschließen und unsere Kunden erfolgreicher zu machen, legen wir unsere Forschungs- und Geschäftsschwerpunkte auf innovationsstarke Geschäftsfelder, die wir zum Teil über strategische Kooperationen erschließen.

Innovation

Der Trend zu gestiegenen Nachhaltigkeitsanforderungen in unseren Kundenindustrien setzt sich fort. Die sich daraus ergebenden Chancen in einem wachsenden Markt wollen wir künftig noch gezielter durch nachhaltigere Innovationen nutzen. Daher haben wir unsere Sustainable Solution Steering-Methode zur Nachhaltigkeitsbewertung des Produktportfolios auf die Bewertung unserer Innovationsprojekte übertragen und frühzeitig in unsere Forschungs- und Entwicklungsprozesse sowie in die Entwicklung unserer Geschäftsstrategien integriert. Dadurch wollen wir von der – verglichen mit dem restlichen bewerteten Portfolio – höheren Profitabilität unserer Accelerator-Lösungen profitieren. Gleichzeitig minimieren wir Reputations- und finanzielle Risiken, indem wir die Vermarktung von Produkten, bei denen wir maßgebliche Nachhaltigkeitsherausforderungen identifiziert haben (sogenannte Challenged-Produkte), ab 2018 spätestens innerhalb von fünf Jahren nach deren erstmaliger Bewertung als „challenged“ einstellen. Um daraus resultierende mögliche finanzielle Risiken zu verringern, müssen für diese Produkte frühzeitig Aktionspläne erstellt werden. Diese können etwa Forschungsprojekte, Reformulierungen oder auch das Ersetzen des Produkts durch ein anderes beinhalten.

Die zentralen Forschungsbereiche Process Research & Chemical Engineering, Advanced Materials & Systems Research und Bioscience Research agieren als global aufgestellte Plattformen mit Sitz in den wichtigen Regionen Europa, Asien-Pazifik und Nordamerika. Zusammen mit den Entwicklungseinheiten der Unternehmensbereiche bilden sie den Kern des weltweiten Wissensverbunds. Die starke regionale Präsenz eröffnet Chancen, um vor Ort am Innovationsgeschehen teilzuhaben und Zugang zu Talenten zu erhalten. Die Effektivität und Effizienz unserer Forschungsaktivitäten optimieren wir durch unseren weltweiten Wissensverbund.

Über die konzernfinanzierte Forschung fördert BASF gezielt den Aufbau und die Weiterentwicklung von Schlüsseltechnologien sowie den Aufbau neuer Geschäftsbereiche. Forschungsschwerpunkte werden dabei mit Blick auf ihre strategische Relevanz für BASF jenseits existierender Geschäftsfelder gesetzt. Dem Risiko eines technischen oder wirtschaftlichen Scheiterns von Forschungs- und Entwicklungsprojekten begegnen wir durch ein ausgewogenes und umfangreiches Projektportfolio sowie durch eine professionelle, meilensteinbasierte Projektsteuerung.

Möglichkeiten zum Einsatz digitaler Technologien und Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette werden sowohl in den Unternehmens- und Funktionsbereichen als auch von bereichsübergreifenden Teams geprüft und in entsprechenden Pilotprojekten getestet. Hierbei werden sie von der Einheit Digitalization & Information Services unterstützt. Analysiert werden Chancen und Risiken der Digitalisierung in Produktion, Logistik, Forschung und Entwicklung, bei Geschäftsmodellen sowie in Unternehmensfunktionen wie beispielsweise Finance, Human Resources, Procurement & Supply Chain Services sowie Legal, Taxes, Insurance & Intellectual Property. Die Steuerung der Chancen und Risiken der Digitalisierung erfolgt durch die Unternehmens- und Funktionsbereiche.

Für die erfolgreiche Einführung neuer Technologien ist das Vertrauen der Kunden und Verbraucher unverzichtbar. Deshalb treten wir bereits in einem frühen Stadium der Entwicklung in den Dialog mit unseren Stakeholdern.

Weiterentwicklung des Portfolios durch Investitionen

Die Entscheidungen über Art, Umfang und Standort unserer Investitionsprojekte beruhen auf Annahmen bezüglich der langfristigen Markt-, Margen- und Kostenentwicklung, der Rohstoffverfügbarkeit sowie zu Länder-, Währungs- und Technologierisiken. Chancen und Risiken ergeben sich aus möglichen Abweichungen der realen Entwicklung von unseren Annahmen.

Wir erwarten, dass der Anstieg der Chemieproduktion in den Schwellenländern in den kommenden Jahren weiter über dem globalen Durchschnitt liegen wird. Die sich daraus ergebenden Chancen wollen wir nutzen, indem wir unsere Präsenz vor Ort ausweiten.

Wir ziehen die Investition in eine World-Scale-Anlage zur Herstellung von Propylen auf Methanbasis an der US-amerikanischen Golfküste weiterhin in Erwägung und überprüfen sie unter Berücksichtigung der Rohstoffpreise sowie der relevanten Marktbedingungen regelmäßig.

Akquisitionen

Auch künftig werden wir unser Portfolio durch Akquisitionen weiterentwickeln, die ein überdurchschnittlich profitables Wachstum als Teil des BASF-Verbunds versprechen und helfen, eine relevante Marktposition zu erreichen. Dabei wird auch berücksichtigt, ob sie innovationsgetrieben sind oder eine technologische Differenzierung bieten, und neue, nachhaltige Geschäftsmodelle ermöglichen.

Die Bewertung von Chancen und Risiken spielt bei der Prüfung von Akquisitionszielen eine wesentliche Rolle. Eine detaillierte Analyse und Quantifizierung erfolgt im Rahmen der Due Diligence. Risiken sind beispielsweise erhöhte Personalfluktuation, eine verzögerte Realisierung von Synergien oder die Übernahme von im Vorfeld nicht exakt quantifizierbaren Verpflichtungen. Sollten unsere diesbezüglichen Erwartungen nicht eintreten, können sich Risiken wie beispielsweise Wertminderungsbedarf beim immateriellen Vermögen ergeben; es bestehen aber auch Chancen, etwa durch zusätzliche Synergien.

Rekrutierung und langfristige Bindung qualifizierter Mitarbeiter

BASF stellt sich durch die demografische Entwicklung, insbesondere in Nordamerika und Europa, mittel- bis langfristig auf zunehmende Herausforderungen bei der Gewinnung von Fachkräften ein. Damit erhöht sich das Risiko, dass offene Stellen nicht oder nur verzögert mit geeigneten Bewerbern besetzt werden können. Diesen Risiken begegnen wir mit Maßnahmen zur Einbeziehung von Vielfalt, Mitarbeiter- und Führungskräfteentwicklung sowie zur stärkeren Positionierung unserer Arbeitgebermarke („Employer Branding“). Das Demografiemanagement auf lokaler Ebene umfasst Nachfolgeplanung, Wissensmanagement sowie Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und zur Gesundheitsförderung. Damit erhöhen wir die Attraktivität von BASF als Arbeitgeber und binden Mitarbeiter langfristig an uns.

Nachhaltigkeit

Im Rahmen unseres Nachhaltigkeitsmanagements bewerten wir auch die Chancen und Risiken, die mit den von uns als wesentlich identifizierten Themen verbunden sind. Hierzu zählt auch die zunehmende Internalisierung externer Effekte. Durch sie werden positive und negative Ergebnisbeiträge, die aus der Tätigkeit von Unternehmen resultieren und bisher von der Allgemeinheit getragen wurden, den Unternehmen zugerechnet.

Beispielsweise wird das wesentliche Thema „Energie und Klima“ untersucht, um klimabezogene Risiken und Chancen identifizieren, bewerten und steuern zu können. Für BASF als energieintensives Unternehmen ergeben sich diese insbesondere durch regulatorische Änderungen, zum Beispiel bei der Verpreisung von CO2 über Emissionshandelssysteme, Steuern oder die Energiegesetzgebung.